Zwischen Nordsee und Schwarzem Meer
Ronnys Bewertung
Kondition
Landschaft
Wasserscheiden üben seit je eine grosse Faszination auf mich aus. Auf einer Wasserscheide zu stehen und zu wissen, dass das Wasser auf der einen Seite in ein anderes Meer fliesst als jenes auf der anderen Seite. Oft liegen diese Meere hunderte bis tausende von Kilometern diametral auseinander. So bedient auch die Grialetschfurgga zwei weit auseinander liegende Meere mit Wasser. Westlich der Grialetschfurgga fliesst das Wasser über Zwischenstationen wie den Furgga- und Dischmabach, die Landwasser, die Albula und den Rhein in die Nordsee. Östlich der Grialetschfurgga über die Aua da Grialetsch, die Susasca, den Inn und die Donau ins Schwarze Meer. Zwei Meere, die diametral mehr als 2’500km auseinander liegen. Was für eine faszinierende Vorstellung! Was für ein tolles Gefühl auf einer solchen Wasserscheide zu stehen. Wahrlich, die Schweiz ist aufgrund ihrer zentralen Lage das Wasserschloss Europas!
Abgesehen von der Wasserscheide bietet die Tour über die Grialetschfurgga auch in landschaftlicher Hinsicht nur Superlativen. Vom ersten bis zum letzten Meter führt die Tour durch eine atemberaubend schöne alpine Landschaft. Eine Landschaft, die alles bietet. Gewaltige Bergketten, einsame Bergseen, eine Unmenge an wilden Bächen, grandiose Wasserfälle, mehrere Gletscher und idyllische Täler. Monotonie kennt diese Tour nicht. Mühe sowieso nicht, da die Vielfalt und Schönheit der Landschaften jede Pein vergessen lässt.
Schon die Reise mit dem Postauto von Davos Dorf nach Dürrboden ist äusserst reizvoll. Das Dischmatal ist kaum besiedelt und bietet viel unberührte Natur. Dominieren anfangs des Tals Felder, Wiesen und Wälder, sind es zum Ende des Tals Alpweiden und markante Dreitausender. Die Wanderung startet unmittelbar bei der Postauto-Endhaltestelle in Dürrboden bzw. dem gleichnamigen Berggasthaus. Für die nächsten zwei Stunden geht’s aufwärts. Der Aufstieg ist nur mässig steil, wobei die erste Etappe bis zur Wegmarkierung 2’241m ü. M sicher steiler ist als jener der zweiten Etappe bis zur Grialetsch-Hütte. Landschaftlich toppen beide Etappen. Jede auf ihre Art. Die erste lässt das ganze Ausmass des Dischmatals erkennen und hat den Piz Grialetsch, das Scalettahorn mit seinem Gletscher sowie den Scalettapass im Blick. Die zweite führt durch ein wildes und schroffes Seitental des Dischmatals und lässt am Horizont bereits die Grialetschfurgga, die Passhöhe erblicken. Ist die Passhöhe erreicht, liegt links der Furggasee und rechts die Grialetsch-Hütte mit zwei namenlosen Seen. Das Wasser des Furggasees mündet in die Nordsee, jenes der beiden namenlosen Seen ins Schwarzen Meer.
Die Lage und das Umland der Grialetsch-Hütte ist atemberaubend schön. Hochalpine Landschaften vom Feinsten. Dreitausender reiht sich an Dreitausender. Und dazwischen zeigen sich Ausläufer des Grialetschgletschers. Leider ist auch hier ersichtlich, dass die Ausläufer früher andere Ausmasse hatten als dies heute der Fall ist. Trotzdem: Das Naturspektakel ist gewaltig. Ab der Grialetsch-Hütte führt die nächste Etappe bis zur Alp d’Immez durch das einsame und wilde Grialetschtal. Ein ausgesprochen schroffes Tal. Das zeigt sich auch beim Weg. Dieser ist steinig und zersetzt und immer wieder verliert sich dieser. Oft verläuft er in einem der vielen Bachbetten. Zum Glück sind die Wegmarkierungen immer gut als Orientierung ersichtlich.
Ab der Alp d’Immez ändert sich der Charakter der Landschaft abrupt. Nadelwälder, Wiesen und Weiden dominieren nun die Landschaft. Und dazwischen immer wieder der Bergbach Susasca, der sich einmal in einem breiten Bachbett oder durch schmale Schluchten seinen Weg Richtung Inn im Unterengadin sucht. Einziger Wehrmutstropfen dieses Abstiegs nach Susch ist der Umstand, dass aufgrund Platzmangel die Wanderroute während zwei Abschnitten für einige hundert Metern auf der oft stark befahrenen Flüelapass-Strasse verläuft. Ist dies jedoch geschafft, zeigt sich bald das hübsche Engadinerdorf Susch sowie das wunderschöne Unterengadin als Endziel.
Die Nacht vor der Tour verbrachten wir im Hotel Concordia in Davos. Das 3-Sterne-Hotel verfügt über ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis. Wir hatten das Glück, ein Eckzimmer auf der dritten Etage zu ergattern. Das Zimmer war nicht sehr gross, dafür sehr gemütlich dank des geschmackvollen „Alpen Chic“-Flairs. Jedenfalls fühlten wir uns gleich sehr wohl in diesem Zimmer. Alle Erwartungen erfüllte auch die Nasszelle, obwohl diese nicht in die Kategorie „top modern“ gehörte. Auch der Empfangsbereich des Hotels sowie die Aufenthaltsräume sind im „Alpen Chic“ gehalten. Alles sehr freundlich und einladend. Ebenfalls das Frühstücksbuffet erfüllte alle unsere Wünsche. Schlussendlich hat das zuvorkommende und sehr hilfsbereite Personal uns voll von diesem Haus überzeugt. In dieses Haus kehre ich bestimmt zurück. Ein weiterer Vorteil dieses Hauses ist, dass es lediglich 10 Gehminuten vom Bahnhof Davos Dorf bzw. der Bushaltestelle für den Bus nach Davos Dürrboden entfernt ist.
Für alle, die einen sehr romantischen Ort in Abgeschiedenheit zum Übernachten suchen, empfiehlt sich der Berggasthaus Dürrboden am Ende des Dischmatals. Im Rahmen unserer Fernwanderung „Via Valtellina“ (siehe mein Post vom 11. Juli 2022) haben wir in diesem Berggasthof übernachtet. Ein Ort, den ich vorbehaltlos zum Übernachten oder zum Stillen von Hunger und Durst empfehlen kann. Im Dürrboden stimmt einfach alles. Die idyllische Lage, das kulinarische Angebot, die verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten, die Atmosphäre grundsätzlich und die Freundlichkeit und Zuvorkommenheit der gesamten Crew. Für welches Angebot man sich auch entscheidet, ein Stopp im Dürrboden ist ein Erlebnis.
Falls jemand die Tour in zwei Tagesetappen vornehmen möchte, eignet sich die Grialetsch-Hütte SAC auf 2’540m ü. M. bestes hierfür. Die Grialetsch-Hütte wurde im 2021 komplett erneuert. Das Innenleben der Hütte ist modern, hell und einladend. Dank des vielen Holz strahlt das ganze Haus eine wohlige Wärme aus. Die sanitarischen Anlagen sind auf dem neusten Stand und modernste Kompost-WCs sorgen dafür, dass kein Wasser unnötig verschwendet wird. Gastfreundschaft wird in der Hütte gelebt. Und falls die übrigen Gerichte auf der Menükarte adäquat gut sind wie die Aprikosen-Wähe und der Schlorzifladen, ist auch für die Verpflegung bestens gesorgt.
Anreise und Rückreise
Anreise: Mit der SBB, der Südostbahn SOB oder der Rhätischen Bahn RhB nach Landquart (GR). Ab Landquart mit der Rhätischen Bahn RhB nach Davos Dorf (GR). In Davos Dorf mit dem Bus (Linie Nr. 312) nach Davos Dürrboden. Der Bus der Linie Nr. 312 hält unmittelbar beim Bahnhof Davos Dorf. Busverbindungen ab Davos Dorf nach Davos Dürrboden siehe Busfahrplan der Gemeinde Davos https://www.gemeindedavos.ch/_docn/4156187/221210_Fahrplan_2023.pdf
Rückreise: Ab Susch (GR) mit der Rhätischen Bahn RhB über Klosters (GR) nach Landquart. Ab Landquart Rückreise wie Anreise.
Falls jemand die Tour um eineinhalb Stunden abkürzen möchte, ist dies bei der Wegmarkierung 1’828m ü. M. möglich. Diese Wegmarkierung befindet sich ca. 15 Gehminuten von der Postauto-Haltestelle Susch Röven entfernt. Susch Röven wird von der Postautolinie Nr. 331 bedient, die Davos Dorf über den Flüelapass mit Susch verbindet. Fahrzeiten ab Susch Röven siehe Postauto-Fahrplan. Zu beachten ist, dass ab Susch Röven nachmittags nur je zwei Verbindungen in beide Richtungen bestehen.
Nützliche Links für deine Reiseplanung:
Fahrplan SBB bzw. Fahrplan Postauto
Etappen
Davos Dürrboden | 2004 m.ü.M. | ||
Wegmarkierung 2’241m ü. M. | 1 Std. | 2241 m.ü.M. | |
Grialetsch-Hütte SAC | 2 Std. | 2542 m.ü.M. | |
Alp d’Immez | 3 Std. 30 Minuten | 1’971 m.ü.M. | |
Wegmarkierung 1’828m ü. M. (Haltestelle Susch Röven) | 4 Std. | 1’828 m.ü.M. | |
Susch Bahnhof | 5 Std. 45 Minuten | 1’435 m.ü.M. |
Verpflegungstipps
Berggasthaus Dürrboden, Dischmatal-Davos | Link zur Webseite |
Grialetschhütte SAC, Zernez | Link zur Webseite |
Übernachtungstipps
Hotel Concordia, Davos | Link zur Webseite |
Berggasthaus Dürrboden, Dischmatal-Davos | Link zur Webseite |
Grialetsch-Hütte SAC, Zernez | Link zur Webseite |
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