Neuenburger Jura: Ein Mix aus Appenzellerland, Emmental und Engadin

Wer das Appenzellerland oder das Emmental mit seinen Hügeln und den dominanten, weit zerstreuten Bauernhöfen liebt und wer das Engadin mit lichten und weiten Nadelwäldern in Verbindung bringt, kommt im Neuenburger Jura voll auf die Rechnung. Diese Region vereint all diese landschaftlichen Schönheiten und ist aus der Deutschschweiz in kürzester Zeit erreichbar. Demzufolge liebe Deutschschweizer: lasst den „Röschtigraben“ hinter Euch! Entdeckt diese Region!

Die Tour startet in der UNESCO-Weltkulturerbe Stadt La Chaux-de-Fonds. Wer es sich zeitlich einrichten kann, dem empfehle ich eine zweitstündige Stadtführung durch die Stadt. Das Tourismusbüro von La Chaux-de-Fonds organisiert dies gerne – http://www.neuchateltourisme.ch/. Die Touren sind auch auf Deutsch buchbar. Die Stadtführung gibt umfangreiche Einblicke in diese einzigartige Stadt auf 1’000 Metern über Meer, die die Uhrenindustrie massgeblich geprägt hat und die über einen spannenden sozial-politischen Hintergrund verfügt. Und zudem gilt La Chaux-de-Fonds als wichtiges Schweizer Zentrum des Jugendstils.

Ab dem Bahnhof von La Chaux-de-Fonds geht’s quer durch die beiden Pärke Crêtets und Gallet, am Schwimmbad vorbei, bis zur Kreuzung bzw. dem Kreisel des Boulevard de la Liberté und der Rue des Mélèzes. Bei dieser Strassenkreuzung startet der Wanderweg. Ab nun geht’s quasi immer geradeaus, leicht steigend, über die Krete du Foulet bis zum ersten Etappenziel Les Roulet. Wer von der Krete du Foulet zurückschaut, sieht die ganze Stadt La Chaux-de-Fonds zu seinen Füssen. Eindrücklich zeigt sich hier, wie diese Stadt einstmals im „Niemandsland“ gebaut wurde. Fernab von allen anderen Siedlungszentren.

Ab Les Roulet geht’s weiter rauf bis zur Krete Le Communal. Ist die Höhe von 1’200 Metern über Meer mal erreicht, wandelt sich der Weg in einen Höhenweg bis kurz vor dem Endziel in Les Ponts-de-Martel. Auf der Krete Le Communal schlängelt sich der Weg bis nach La Petite-Joux durch wunderschöne, endlose und lichte Nadelwälder. Dazwischen immer wieder üppige Weiden, die sich Kühe und – wie im Jura üblich – Pferde teilen. Und je näher das Endziel der Tour kommt, desto besser wird linker Hand der Blick auf das Naturspektakel des Creux du Van frei. Einmalig schön. Wir sind jedoch froh, uns für eine Wanderung auf der Krete Le Communal entschieden zu haben und nicht für eine Tour im Umfeld des Creux du Van. Da dieses ein bekanntes Ausflugsziel ist, ist er an den Wochenenden immer stark frequentiert. Kurz: den Creux du Van teilt man sich oft mit vielen anderen.

Kurz nach der letzten Zwischenetappe in La Petite-Joux geht’s durch ein Tobel, relativ steil, etwas mehr als 200 Höhenmeter runter bis zum Endziel der Tour in Les Ponts-de-Martel. In Les Ponts-de-Martel öffnet sich der Blick auf das wenig bekannte, aber sehr schöne Hochtal Vallé des Ponts. Die Schmalspurbahn nach La Chaux-de-Fonds schlängelt sich ab Les Ponts-de-Martel durch dieses Hochtal und lässt einen nochmals die einzigartige Schönheit des Neuenburger Juras erkennen.

Eine meiner grossen Entdeckungen ist das Hôtel & Restaurant Le Cochon Rose in La Sagne (NE), wo ich die Nacht vor der Tour verbrachte. Hier stimmte einfach alles. Herzliche und charmante Betreuung durch das Personal, hervorragendes Abendessen, ein liebevoll dekoriertes Frühstück-Buffet mit ausschliesslich lokalen Produkten und modernen, überaus geschmackvoll und individuell eingerichteten Zimmern. Das ganze Haus ist durchaus ein Kandidat für ein internationales Lifestyle-Magazin. Hier wurde mit viel Sinn für Ästhetik und Design kompromisslos eine Vision umgesetzt. In diesem Haus zu essen und zu schlafen macht einfach Freude und Spass. Ein Ort, an den ich sicher zurückkehre.

Sicher kehre ich auch in die Auberge du Grand-Sommartel zurück. Nicht nur wegen der schönen Terrasse auf knapp 1’300 Metern über Meer, sondern auch wegen der zuvorkommenden und freundlichen Bedienung durch Baptiste und der ausgezeichneten Wurst- und Käseplatte, die in der Küche hervorgezaubert wurde, obwohl sie nicht auf der Karte stand. Natürlich handelte es sich bei der Wurst und dem Käse ausschliesslich um Produkte aus der näheren Umgebung. Übrigens: ein Renner ist das „Cornet à la Crème“. Ein Klassiker dieser Region.