Die schönste Sackgasse

Da im Winter der Sustenpass auf der Berner Seite ab Gadmen Obermaad geschlossen ist, verwandelt sich das untere Gadmertal in eine Sackgasse. Mit dem erfreulichen Resultat: Fast keine Autos, Motorräder sowieso nicht. Was für eine Wohltat! Im Winter verkehrt hier nur ein Gefährt regelmässig: das Postauto. Somit kann das Gadmertal im Winter sowohl mit traumhaft schönen Berglandschaften wie auch mit viel, viel Stille trumpfen. Eine ideale Kombination für eine ausgiebige Winterwanderung.

Bei der ersten Etappe von Gadmen Obermaad bis Fuhren handelt es sich um einen Winterwanderweg, der mit pinken Wegweisern und Schneemann-Emblenen ausgeschildert ist. Teilweise sind die Markierungen jedoch nicht gut erkennbar. Eine Orientierungstafel vor Ort bietet jedoch Hilfe. Bis zum Dorfkern von Gadmen geht der Wanderweg anfangs talauswärts rechts der Kantonsstrasse entlang und kurz später geht’s in einem Bogen über Felder nach Gadmen, dem Hauptdorf. Nach Gadmen bedient sich der Weg wiederum für ein kurzes Stück der Kantonsstrasse. Anschliessend geht’s wieder rechts der Kantonsstrasse über Felder nach Fuhren. Wem der Weg vor allem bei viel Schnee über die Felder zu mühsam ist, kann auch auf die Kantonsstrasse ausweichen. Viel Verkehr ist nicht zu erwarten. Dennoch ist Vorsicht geboten.

In Fuhren endet der Winterwanderweg. Ab nun geht’s bis zum Tourende in Innertkirchen über den regulären Wanderweg mit den üblichen gelben Wegmarkierungen weiter. Die zweite Etappe bis Hopflauenen schlängelt sich über Weideland und an stattlichen Bauernhöfen vorbei. Aber auch durch Nadelwälder und Schluchten. Immer wieder lohnt sich während der ersten wie auch der zweiten Etappe ein Blick zurück Richtung Sustenpass. Links und rechts des Tals ragen Bergketten empor, die mehr als 3’000m ü. M. erreichen. Und bei guter Sicht zeigt sich auch der Lieblingsberg der asiatischen Touristinnen und Touristen, der Titlis mit seiner Panoramaplattform auf 3’032m ü. M. und dem Gipfel auf 3’238m ü. M.

Die letzte Etappe bis kurz vor Innertkirchen geht mehrheitlich dem Talfluss, der Gadmerwasser entlang. Teilweise wieder durch kleinere oder grössere Schluchten, aber auch durch Weideland und den einen oder anderen Nadelwald. Und immer wieder zeigen sich auf dem Weg stattliche Bauernhöfe, die unverkennbar im Baustil dieser Region sind. Beim Ortsteil Wilen zweigt der Weg in ein kleines Tobel ab. Im Tobel ist der Weg etwas steiler. Nach etwa zehn Minuten Abstieg ist die Talsohle von Innertkirchen erreicht und bis zum Endziel beim Bahnhof Grimseltor sind es noch weitere fünf Minuten zu Fuss.

Von Innertkirchen Grimseltor bis zur Endhaltestelle in Gadmen Obermaad war ich der einzige Fahrgast im Postauto. Einmal mehr wurde mir bewusst, über welches hervorragende ÖV-Angebot unser Land verfügt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen immer pünktlich – jedoch stets sicher und von hoher Qualität. So auch meine zwanzigminütige Postautofahrt durchs Gadmertal. Und das mitten im Winter. Und tagsüber auch mit stündlichen Fahrten in beide Richtungen. Ob sich das finanziell lohnt? Natürlich nicht. Dennoch essentiell wichtig. Diese Dienstleistungen müssen uns das Geld wert sein. Schon allein wegen des sozialen und kulturellen Zusammenhalts unseres Landes. Allein ein Blick über die Landesgrenzen zeigt uns, was das Abhängen von ganzen Landstrichen an Verkehrsanbindungen für fatale politische Erosionen auslösen kann.

Während der Wintersaison gibt’s im Gadmertal keine Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Innertkirchen bietet jedoch verschiedene Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Es empfiehlt sich jedoch die Öffnungszeiten im Vorfeld zu prüfen.