Wild. Weit. Wunderbar.
Ronnys Bewertung

Kondition

Landschaft
Diese Tour beeindruckt vor allem durch Landschaften, wie wir sie in der kleinräumigen und stark zersiedelten Schweiz kaum kennen. Der 360-Grad-Rundblick zeigt nichts als Natur – keine Strassen, keine Häuser, keine Strommasten, kein Stall, kein Maiensäss. Nur bewaldete Täler und majestätische Berggipfel. Unweigerlich fühlt man sich in die Weiten der Rocky Mountains oder der Anden versetzt. Es fehlen lediglich die Bisons oder die Lamas.
Die erste Etappe beginnt auf dem Ofenpass, oder wie er rätoromanisch heisst: Süsom Givè. Schon nach wenigen Metern wird klar: Diese Tour wird ein Erlebnis der Superlative. In der ersten Hälfte folgt der Weg der Flanke des Il Jalet, in der zweiten dem Hang des Piz Daint. Zuerst breitet sich das gesamte Val Müstair zu Füssen aus, später öffnet sich der Blick über die Hochebene Jufplaun und die Alp Buffalora bis weit in die Täler und Gipfel des Schweizerischen Nationalparks – sowie hinüber zu den nördlichsten Bergen der italienischen Provinz Sondrio. Der Weg ist kein Spaziergang. Nicht, weil er besonders steil wäre, sondern weil er oft sehr schmal ist und auf einer Seite steil abfällt. Ketten als Handläufe bieten Sicherung, dennoch sind Trittsicherheit und Konzentration gefordert. Zwischendurch ist auch mal eine kurze Kletterpartie nötig – aber alles gut machbar.
Von der Hochebene Döss da las Plattas bis zur Abzweigung zum Lai da Chazforà wird es deutlich gemütlicher – fast schon ein Spaziergang, trotz rund 300 Höhenmetern im Abstieg. Der Weg führt zuerst über die Hochebene Jufplaun, vorbei an Wiesen und Weiden. Der steilste Abschnitt ist der rund 200 Höhenmeter umfassende Abstieg durch ein kleines Tobel zur Talsohle des Val Mora. Diese zweite Etappe begeistert mit ihrer landschaftlichen Schönheit: Das gesamte Hochtal Val Mora liegt einem zu Füssen, eingerahmt von einer grandiosen Kulisse aus Dreitausendern. Die Aussicht ist überwältigend – man kann sich kaum sattsehen. Solche Anblicke lösen bei mir stets Demut aus. Sie führen mir eindrücklich vor Augen, wie gewaltig die Natur ist – und wie unbedeutend wir Menschen.
Die dritte Etappe – der Aufstieg vom Val Mora zum Lai da Chazforà – ist konditionell die anspruchsvollste. 500 Höhenmeter sind zu bewältigen, der grössere Teil davon gleich zu Beginn. Danach wird der Weg flacher und führt durch die Hochebene Valbella. Die Mühen des Aufstiegs sind rasch vergessen – zu überwältigend ist die Natur. Besonders im steilen Abschnitt verändert sich bei jedem Höhenmeter der Blick aufs Val Mora – und lässt dessen Schönheit immer wieder neu erleben. Spätestens am Lai da Chazforà, einem kleinen, stillen Bergsee inmitten einer fantastischen Landschaft, sind alle Anstrengungen vergessen.
Die vierte Etappe – vom Lai da Chazforà über den Muntetgrat – ist zwar kurz, aber technisch die anspruchsvollste. Von einem eigentlichen Weg kann nicht die Rede sein. Der Pfad führt über grobe Felsblöcke, und man muss sich seinen Weg Schritt für Schritt suchen. Orientierung bieten einzig die weiss-rot-weissen Markierungen. Dazwischen ist Balance gefragt. Höchste Konzentration und Trittsicherheit sind unabdingbar. Bei trockenem Wetter ist dieser Abschnitt gut machbar, bei Nässe jedoch rate ich davon ab. In diesem Fall empfiehlt sich der direkte Abstieg vom Lai da Chazforà ins Tal.
Die letzte Etappe bis zum Ziel in Fuldera verläuft wieder ohne Schwierigkeiten. Bis zur Alp Sadra ist die Landschaft schroff und der Weg etwas steiler, danach folgt ein gemütlicher Spaziergang durch einen lichten Lärchen-, Föhren- und Arvenwald mit seinem sattgrünen Unterholz – ganz typisch für das Val Müstair.
Anreise und Rückreise
Anreise: Mit der SBB oder der Südostbahn SOB bis Landquart (GR). Ab Landquart mit der Rhätischen Bahn RhB bis Zernez (GR). Umsteigen in Zernez auf das Postauto (Linie 811) in Richtung Mals/Malles bis zur Passhöhe des Ofenpasses (GR) oder auf rätoromanisch Süsom Givè (GR).
Rückreise: Ab Fuldera (GR) mit dem Postauto (Linie 811) in Richtung Zernez. Ab Zernez Weiterreise wie Anreise.
Nützliche Links für deine Reiseplanung:
Fahrplan SBB bzw. Fahrplan Postauto
Etappen
![]() | Ofenpass, Süsom Givè | 0 | 2’148 m.ü.M. |
![]() | Döss da las Platas | 55 Minuten | 2’310 m.ü.M. |
![]() | Abzweigung Richtung Lai da Chazforà | 2 Std. 30 Minuten | 2’095 m.ü.M. |
![]() | Lai da Chazforà | 4 Std. 5 Minuten | 2’597 m.ü.M. |
![]() | Muntetgrat, Abzweigung Alp Sadra | 4 Std. 30 Minuten | 2’430 m.ü.M. |
![]() | Fuldera cumün | 6 Std. 15 Minuten | 1’636 m.ü.M. |
Verpflegungstipps
Hotel Süsom Givè, Ofenpass | Link zur Webseite |
Alp Mora – Val Mora, Val Müstair | Link zur Webseite |
Hotel Landgasthaus Staila, Fuldera | Link zur Webseite |
Übernachtungstipps
Hotel Süsom Givè, Ofenpass | Link zur Webseite |
Hotel Landgasthaus Staila, Fuldera | Link zur Webseite |
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