Vom Murmeltier zum Mangold – eine Wanderung durch die Höhenstufen
Ronnys Bewertung

Kondition

Landschaft
Zugegeben: Der Verkehrslärm der Umbrailpassstrasse im Val Muraunza nervt – und das nicht zu knapp. Dabei hatten wir noch Glück: Wir waren unter der Woche unterwegs, und auf der italienischen Seite des Passes war die Strasse wegen eines Murgangs gesperrt. Nicht auszudenken, wie lärmig es an einem Sommerwochenende bei offener Strecke wäre. Und trotzdem: Diese Tour ist auf ihre Weise faszinierend. Nicht wegen überragender Landschaftseindrücke, sondern wegen des stetigen Wechsels in der Vegetation – von hochalpin und karg bis hinunter zu gepflegten Gärten im Talboden. Schritt für Schritt verändert sich das Gesicht der Natur.
Die erste Etappe beginnt direkt auf der Passhöhe beim Schweizer Zollhaus – nur einen Steinwurf von der italienischen Grenze entfernt – und führt bis zur Alpweide Era Veglia auf etwa 2’000m ü. M. Die Landschaft wirkt rau und archaisch, und doch überrascht sie mit einer erstaunlichen Pflanzenvielfalt: Enzian, Alpenrose, Arnika, dazu verschiedene Gräser, Moose, Kräuter und Flechten – alle bestens an das raue Klima angepasst. Und überall sind Murmeltiere zu hören – das charakteristische Pfeifen begleitet einen fast ununterbrochen. Auch landschaftlich lohnt sich der Blick zurück: Rechts ragt der Piz Umbrail mit seinen 3’032m ü. M. auf, links die Punta Rosa mit 3’026m. Dazwischen der Umbrailpass und das Stilfserjoch – sofern das Wetter mitspielt.
Mit der zweiten Etappe von Era Veglia bis Prasürabun beginnt sich das Landschaftsbild zu verändern. Erste Lärchen und Föhren wachsen in die Höhe – noch klein und zart, aber zäh genug, um sich in dieser rauen Umgebung zu behaupten. Je tiefer der Weg führt, desto dichter wird der Baumbestand. Bald prägen lichtdurchflutete Wälder mit ihrem sattgrünen Unterholz das Bild – typisch für das Val Müstair. Das Tal wird enger, und so teilen sich Fluss, Passstrasse und Wanderweg den knapper werdenden Raum. In diesem Abschnitt verläuft der Wanderweg leider über längere Strecken direkt auf der Strasse – mit entsprechend wenig Erholung für die Ohren.
Bei Prasürabun verlässt der Weg endlich die Strasse. Er überquert die Muranzina und führt während der gesamten dritten Etappe bis nach Sta. Maria entlang der gegenüberliegenden Talseite – weg vom Verkehr, der Passstrasse abgewandt. Von allen drei Etappen ist diese die ruhigste und angenehmste. Meist geht es durch lichten Wald, immer wieder öffnen sich schöne Ausblicke ins Tal: talaufwärts Richtung Ofenpass, talabwärts nach Müstair und weiter nach Taufers im Südtirol. Auf der gegenüberliegenden Talseite zeigen sich die markanten Gipfel von Piz Terza und Piz Sesvenna, die sich die Schweiz mit Südtirol teilen. Und am Ende der Tour, im Ort Sta. Maria, erreicht man schliesslich eine ganz andere Welt: von Murmeltieren und Flechten hin zu gepflegten Gemüsegärten vor charmanten Wohnhäusern. Der Wechsel der Vegetation hätte nicht grösser sein können.
Anreise und Rückreise
Anreise: Mit der SBB oder der Südostbahn SOB bis Landquart (GR). Ab Landquart mit der Rhätischen Bahn RhB bis Zernez (GR). Umsteigen in Zernez auf das Postauto (Linie 811) in Richtung Mals/Malles bis Sta. Maria (GR). Ab Sta. Maria Weiterfahrt mit dem Postauto (Linie 821) bis Umbrail Passhöhe, Schweizer Zollhaus. Achtung: Der Kurs der Linie 821 gibt es ab Ende Juni bis Ende August lediglich zweimal täglich, zwar um 07.30 Uhr und 09.30. Ab anfangs September bis Mitte, Ende Oktober beschränkt sich die Verbindung auf einen Kurs pro Woche, jeweils mittwochs um 09.30 Uhr.
Rückreise: Ab Sta Maria (GR) mit dem Postauto (Linie 811) in Richtung Zernez. Ab Zernez Weiterreise wie Anreise.
Nützliche Links für deine Reiseplanung:
Fahrplan SBB bzw. Fahrplan Postauto
Etappen
![]() | Pass Umbrail, Schweizer Zoll | 0 | 2’501 m.ü.M. |
![]() | Alpweide Era Veglia | 1 Std. | 2’090 m.ü.M. |
![]() | Prasürabun | 1 Std. 30 Minuten | 1’840 m.ü.M. |
![]() | Sta. Maria | 2 Std. 30 Minuten | 1’386 m.ü.M. |
Verpflegungstipps
Gasthaus Alpenrose, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Bäckerei Meier, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Hotel Crusch Alba, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Ritterhaus Chasa de Capol, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Übernachtungstipps
Gasthaus Alpenrose, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Villa Stelvio, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Hotel Crusch Alba, Sta. Maria | Link zur Webseite |
Ritterhaus Chasa de Capol, Sta. Maria | Link zur Webseite |
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